Die Geschichte eines Wohltäters

Die Geschichte eines Wohltäters

Unbewegt und gelassen sah der schlitzäugige, dünne und mittelgroße Minenbesitzer mit dem schwarzen und gelockten Bart die durch die Ölfontänen entstandene Merkwürdigkeit an. Die Freude und Stolz ließen sich zwar von seinen Augen ablesen. Die Bedeutung des Erdöls für Aserbaidschan und vor allem für Bakus Zukunft, das sich neu auf dem Weg zur Entwicklung befand, war ihm bereits bewusst. Eine wichtige Rolle spielte das Öl außerdem im Leben der Ölarbeiter. Und daher dankte er in seinem Herzen dem Gott für das, was er seinem Volk geschenkt hat. Dieser Mann, den alle Ölarbeiter höfflich mit „Unser Herr" ansprachen, war der bekannte Bakuer Millionär Isa Bey Hadschinksi.

Hadschinski wurde 1860 in Baku als Sohn einer adligen Familie geboren. Von seinem Vater erbte er etliche Häuser und ein großes Grundstück, auf dem kurz später Öl gefunden wurde.

Auf seinen Erdölfeldern wurden nur hochqualifizierte Facharbeiter eingestellt. Im Vergleich zu den Familien Nobel, Rotschild und Montaschov zahlte er außerdem den Arbeitern dreifach höhere Löhne. Reiche Ölfelder besaß er außerdem in Bibi-Heybat bei Baku. Die Halbinsel Tscheleken im Kaspischen Meer war auch ihm und seinem Bruder zur Verfügung gestellt worden. Übrigens wurde eine Kerosinfabrik in der Schwarzen Stadt (Qara şəhər) von ihm in Betrieb genommen. Die Hadschinski-Familie gab außerdem viel Geld für den Aufbau prachtvoller Gebäude in Baku aus. Zum markantesten davon zählte das „Hadschinskis Haus genannte Gebäude, das sich in der Nähe von Mädchenturm befindet.

 Das erste Auto in Baku besaß auch Isa Bey. Er gab überdies viel Geld für Errichtung des Bakuer Boulevards aus und ließ sein eigenes Haus auch direkt am Ufer des Meeres bauen. Früher lag der Boulevard auf einem Gelände zwischen Puppentheatergebäude und Azneft-Gebäude. Auf Einladung von Isa Bey kam 1912 ein bekannter italienischer Architekt nach Aserbaidschan, der das Projekt eines schönen Gebäudes in der heutigen Neftschiler Straße entwerfen sollte. An diesem Gebäude vereinigen sich drei Baustile (Gotik, Barock und die Moderne) zu einer Einheit. Vor dem Eingang des Gebäudes standen damals zwei Löwenstatuen aus Marmor. Infolge der Sprengungen bei März-Ereignissen im März 1918 wurden sie aber leider zerstört.

 Obwohl er nur Hausunterricht bekommen hat, sprach er flüssig Arabisch, Persisch, Englisch, Französisch und Deutsch. Er hat auch seinen Kindern eine gute Bildung zukommen lassen und war übrigens Unterstützer des Bakuer Männergymnasiums. Mit seiner finanziellen Unterstützung machten jedoch 25 aserbaidschanische Absolventen des Gymnasiums ihr Studium in den unterschiedlichen Städten Russlands. Dieser großzügige Mann übernahm fast alle Kosten der Schule. Er kaufte übrigens ein großes Grundstück in der Nähe von Pyatigorsk, auf dem er ein schönes Gebäude bauen ließ. Das Gebäude diente der Erholung von Schülern. Das Studium am Gymnasium war nicht kostenlos, trotzdem waren aber die Kinder aus armen Familien von Studiengebühren befreit.

Die Massaker im März 1918 lösten auch bei ihm eine tiefe Erschöpfung aus, die er nicht lange aushalten konnte. So dass, er ein Jahr später ums Leben gekommen war.

Isa Bey war mit Cheyransa Chanlarova verheiratet, mit der er drei Söhne und eine Tochter hatte. Nach der Eroberung Aserbaidschans durch Bolschewiki waren seine Söhne gezwungen, nach Frankreich auszusiedeln. Seine Frau und Tochter sind aber in Baku geblieben. Sie wurden aus ihrem prachtvollen Haus vertrieben. Darüber hinaus wurden sie auch in ihrem Landhaus in Merdekan bei Baku nicht in Ruhe gelassen.         

 Farhad Sabiroglu

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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